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Die Geschichte zur Kirche in Wolfshausen


Ein Bericht aus den 90ern Jahren

Die Wolfshäuser Kirche liegt oberhalb des Dorfes auf einer vorstehenden Bergzunge inmitten des Friedhofes und repräsentiert sich als ein kleiner einschiffiger gotischer Bau mit einem an seiner Ostseite befindlichen großen Chorfenster und einem Wandtabernakel mit gotischer Gliederung. Das Mauerwerk zeigt deutliche Spuren wiederholter baulicher Veränderungen. Reste eines älteren Baues sind vorhanden, die in die Zeit des 11. Jahrhunderts verweisen.

 

Ihr Schutzpatron war der heilige Albanus, und sie soll im Mittelalter Wall­fahrtskapelle zu Ehren des genannten Heiligen gewesen sein. Bemerkenswerterweise hatte Wolfshausen bereits im 13. Jahrhundert einen eigenen Pfarrer, war also trotz seiner geringen Einwohnerzahl eine selbständige Kirchengemeinde. Die Ritter von Weitershausen übten im 13. bis in das 15. Jahrhundert hinein, anfangs allein, danach von 1334 ab im Wechsel mit dem Deutschen Orden in Marburg und von 1469 ab die Herren Schenck von Schweinsberg das Patronatsrecht aus. Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen führte im Jahre 1526 gemäß dem Beschluss der Hornberger Synode in Hessen allgemein die Reformation durch. Auch Wolfshausen wurde evangelisch. Die Kirchenchronik berichtet von zwei größeren Renovationen der Wolfshäuser Kirche aus den Jahren 1892 und 1952. Im Jahre 1962 wurde eine neue Orgel aufgestellt, ein klangschönes Instrument mit 5 Registern. Bei der 2. Kirchenrenovierung wurde das gotische Chorfenster mit einer Kunstverglasung mit Motiven aus dem Leben Jesu nach einem Entwurf der Kunstlehrerin Hilde Ferber aus Kassel versehen.

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An der Empore unserer Kirche sind die Namen der in den beiden Weltkriegen gefallenen Gemeindeglieder festgehalten. Aus dem Ersten Weltkrieg sind dies: Heinrich Geißler, Heinrich Brusius, Anton Gombert und Ludwig Gerhard.

Aus dem Zweiten Weltkrieg sind es die Gemeindeglieder Heinrich Brusius, Konrad Dietz, Heinrich Herrmann, Heinrich Hettche, Johannes Hettche, Heinrich Steiß, Ernst Weisbrod, Johann Heinrich Weisbrod und Otto Werner.

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Die Einweihung des Ehrenmales für die gefallenen Gemeindeglieder des 1. Weltkrieges erfolgte am 10. Oktober 1920. Das Ehrenmal auf dem Friedhof wird zurzeit restauriert und in erneuerter Gestalt seine Aufstellung in der neuen Friedhofs­halle finden.

Wie lange die Kirchengemeinde Wolfshausen selbständig war, ist nicht bekannt. Vor der Reformation gehörte sie zur Urpfarrei Oberweimar. Von 1614 bis 1956 war Wolfshausen Filialgemeinde zu den größeren Nachbargemeinden Hassenhausen, Niederwalgern, Fronhausen und Cappel, und seit 1957 gehört es zu der damals neu gegründeten Pfarrei Roth. In den vergangenen 360 Jahren wurde unsere Gemeinde von insgesamt 23 Pfarrern seelsorgerlich betreut. Seit 1973 amtiert hier Pfarrer Gerhard Fischer mit dem Dienstsitz in Roth. Von den Pfarrern, die in den vergangenen 80 Jahren die Gemeinde Wolfshausen von den Muttergemeinden Cappel und Roth aus in langjähriger treuer seelsorgerlichen Tätigkeit betreuten und sich zugleich durch die Renovierung unserer Kirche verdient gemacht haben, seien mit Dankbarkeit genannt: Pfarrer Karl Johann Friedrich Otto  Werner, Pfarrer Hermann Gustav Adolf Stauber, Pfarrer Heinrich Hahn und Pfarrer Ernst Günther.

Aus der jüngsten Zeit sei noch die erfreuliche Tatsache berichtet, dass sich Anfang 1974 25 Frauen und Männer aus Wolfshausen zu einem Kirchenchor zusammengeschlossen haben, dessen Leitung der hier wohnende Studienrat Dietrich Eckhard Wolf übernommen hat.

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Die drei neuen Bronzeglocken wurden zu Beginn der Festwoche zur 700-Jahrfeier der Gemeinde Wolfshausen am Sonntag Rogate, den 19. Mai 1974 in einem ökumenischen Gottesdienst, in welchem auch Pastor Meier von der Freien Evangelischen Gemeinde in Hassenhausen, der katholische Pfarrer Leinweber von Marburg sowie der Posaunenchor von Roth und hier neu gegründete Wolfshäuser Kirchenchor in zeugniskräftiger Weise mitwirkten, durch Pfarrer Fischer, Roth, zusammen mit Kirchenmusikdirektor Jingemann, dem Glockensachverständigen der Ev. Landeskirche von Kurhessen und Waldeck, feierlich eingeweiht. In den Tagen vorher waren die drei eisernen Glocken zusammen mit den unbrauchbar gewordenen Glockenstühlen durch die Kasseler Firma Kisselbach ausgebaut, ein neuer freistehender Glockenstuhl aus Handelsbaustahl im Turm montiert und die neuen Glocken mit drei neuen elektrischen Läutemaschinen eingebaut worden. Um dem Geläute eine bessere Klang- und Schallwirkung zu verleihen, erfolgte die Aufhängung einheitlich querschiffs. Die neuen Glocken wurden von der alten und angesehenen Glockengießerei Petit und Edelbrock in Gescher/Westfalen geschaffen und zeichnen sich durch eine hervorragende Qualität des Gusses, durch eine ausgewogene Harmonie des Klanges aus und sind auf die Töne g‘, h‘‘, d‘‘, das so genannte "Te-Deum-Motiv" gestimmt. Die große g'-Glocke hat ein Gewicht von 305 kg und trägt die Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden! Die mittlere h''-Glocke hat ein Gewicht von 178 kg und trägt die Inschrift: Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Die kleine d''-Glocke hat ein Gewicht von 129 kg und trägt die Inschrift: O Land, Land, Land höre des Herrn Wort! Pfarrer Leinweber stellte seine Ansprache unter die Inschrift auf der großen Glocke, Pastor Meier sprach über die Inschrift auf der mittleren Glocke und Pfarrer Fischer legte seiner Festpredigt die Inschrift auf der kleinen Glocke zugrunde.

 

In seinem Grußwort an die Gemeinde und die auswärtigen Gäste gab Bürgermeister und Kirchenvorstandsmitglied Weisbrod zu Beginn des Gottesdienstes seiner großen Freude Ausdruck über diesen besonderen Festtag, den Gott der Gemeinde Wolfshausen als ein Geschenk seiner Güte und Freundlichkeit gegeben habe und verband mit seinem Dank an alle Spender -  es waren bis dato von den Gemeindegliedern über 3.000,-- DM für die neuen Glocken, deren Kosten über 24.000,-- DM betragen, gespendet worden – mit dem Wunsch, dass sie stets im Frieden zum Lobe Gottes ihre ehernen Stimmen erschallen lassen und sich alle Glieder der Gemeinde durch sie immer wieder zum Gottesdienst rufen lassen möchten.

Kirchenmusikdirektor Lingemann schloss seine erklärende Beschreibung der neuen Glocken mit den Worten: "Folgen Sie den Rufern vom Turm unter das Wort Gottes in aufgeschlossener treuer Gläubigkeit! "

Mit dem Lied des Kirchenchores: "Herr, wir stehen Hand in Hand" und seinem letzten Verse: "Herr, wir gehen Hand in Hand, Wandrer nach dem Vaterland, lass Dein Antlitz mit uns gehn, bis wir ganz im Lichte stehn", klang die erhebende Feier aus.

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