top of page

Die Glocken in unserer Kirchengemeinde    von Otto Weimar

Im Kern unserer Dörfer der Kirchengemeinde stehen die Kirchen mit ihren Glocken. In der Vergangenheit und auch in der Gegenwart ein zentraler Mittelpunkt der Gemeinden. Heute sind es oft die Bürgerhäuser.

Die Glocken erklingen zu bestimmten Tageszeiten; zu den Gottesdiensten sowie zu freudigen und traurigen Anlässen. Am Jahresende verabschieden sie das alte Jahr und begrüßen das neue Jahr. Doch auch erinnert das Läuten der Glocken unsere Gesellschaft immer an den christlichen Teil unserer Kulturgeschichte. Glockenklänge sind auch Heimatklänge. Ob man sich zum Gebet rufen lässt oder auch nicht, ihr Klang erreicht das Herz. Auch ist die Aufgabe der Glocken, ihr Ruf zum Gottesdienst. Es gibt kaum ein Musikinstrument, das die Menschen so fasziniert wie eine Glocke. Sie ist im Alltag fest verwurzelt. Die Glocke ist das vielseitigste und mit das älteste Musikinstrument der Menschheit. Schon seit dem vierten Jahrhundert dienten die Glocken in den Klöstern als Signal, um die Mönche und Nonnen zum täglichen Gebet zurufen. „Zum größeren Ruhme Gottes“ fand die Glocke im sechsten Jahrhundert eine schnelle Verbreitung; so kann man es in alten Schriften nachlesen. Die Klangqualität und die Form nahmen einen höheren Stellenwert ein. Im Mittelalter gab es vier Glockenformen, wobei sich die „Gotische Rippe“ (die heutige Glockenform) bewährt und auch durchgesetzt hat. Ihr Geläut berührt immer wieder viele Menschen. Dichter haben schon über Glocken geschrieben und von Kindheit an begleiten uns Glocken und Läuten auf unserem letzten Weg.

 

Die Glocken von Argenstein:

 

In Argenstein wurde im Jahr 1752 im alten Dorf ein Backhaus errichtet. Es hatte ein 3 m hohen Turm, in welchem die in Gießen gegossene Glocke aus dem Jahre 1753 hing. Die Inschrift lautet: „IN GIEßEN GOS MICH 1753 HENSCHEL“. Bei verschiedenen Anlässen und feiern wurde die Glocke von Hand geläutet. Als das Backhaus abgerissen wurde, hat man später im neu errichteten Feuerwehr Haus, dem ein kleiner Turm aufgesetzt wurde, die Glocke wieder aufgehängt.

Die Argensteiner wünschten sich eine zweite Glocke und durch Spenden konnte eine zweite angeschafft werden. Die Inschrift: „Ich wurde gespendet von den Argensteinern 1976“.

Beide Glocken hängen im kleinen Turm des Feuerwehrhauses friedlich nebeneinander und können bei bestimmten Anlässen geläutet werden.

Quelle: Pfarrarchiv Roth – Chronikbücher aus Roth – Wenkbach – Argenstein – Wolfshausen und eigene Aufzeichnungen.

Argenstein.JPG

Die Glocken von Roth:

 

1754: Die älteste der Glocken ist die kleinste. Der Durchmesser beträgt 650 mm. Gewicht 150 Kg. Inschrift: „Anno 1754 goss mich Benedikt Georg Schneidewind in Frankfurt“: die Glocke Klinkt im Ton „e“

​

 


1950: Die zweite Glocke wurde von der Firma Rincker am 19.10.1950 in Sinn gegossen. Der Durchmesser beträgt 720 mm und wiegt 220 kg. Inschrift: „Christus ist unser Friede". Sie ergänzt die kleine Glocke durch den Ton „cis“

​

​


1964: Die dritte Glocke wurde auch von der Firma Rincker am 05.05.1964 gegossen. Viele Gemeindemitglieder aus Roth waren mit Pfarrer Günther beim Glockenguss anwesend. Der Durchmesser beträgt 790 mm, sie wiegt 300 kg. Sie klinkt im Ton „h“. Inschrift: „O. Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“.

Roth1.JPG
Roth2.JPG

Aus dem Pfarrarchiv und Glockeninventar von 1912 in Fronhausen gibt es eine Nachricht über eine ältere Glocke in Roth: „bevor die barocke Haube von 1697 auf den Turm gesetzt wurde, hatte das Kirchlein in Roth eine neue Glocke erhalten.“ Der Fronhäuser Pfarrer vermerkte 1673 im Kirchenbuch zum Begräbnis der Elsbeth, Johann Hettgens Witwe, dass diesmal mit der „Neue Glocke in de rhöder Kirche“ zum ersten Mal geläutet wurde (aus Heimatwelt Nr. 43-S.9-2008). Was aus der Glocke geworden ist, ist nicht bekannt.

Im Sommer 1917 musste die Glocke von 1843 aus Roth im 1. Weltkrieg für militärische Zwecke abgeliefert werden. Die Glocke hatte ein Gewicht von 374 Pfund und eine Höhe von 67 cm.

Das Alter konnte nicht mehr festgestellt werden. Die Inschrift: „In Gottes Namen bin ich gegossen“ Friedrich Otto – Gießen.

Am 5. Nov. 1924 konnte die 1917 abgelieferte Glocke durch eine neue ersetzt werden. Am 16. Nov. fand die feierliche Einweihung durch Pfr. Dellit statt. Diese neue Glocke musste im 2. Weltkrieg auch wieder für militärische Zwecke abgegeben werden. Auf ihr stand der Spruch: „Für die Glocke, die blieb im Krieges Sturm, lasse ich meine Stimme erschallen vom Turm, will zeugen von Gottes Herrlichkeit, will Trost gern bringen im Kampf und Leid, auf den Weg will ich Locken zur Seligkeit.“ – Die Gemeinde ließ mich gießen – „F.W. Rincker goss mich“.

Die 1942 abgegebene Glocke konnte nach Kriegsende auf keinem Glockenfriedhof gefunden werden, sie ist ein Opfer des Krieges geworden. Für diese Glocke wurde 1950 eine Nachfolgerin angeschafft. Sie wurde von der Firma Rincker gegossen.

Nun wünschte sich die Gemeinde noch eine dritte Glocke. Diese wurde am 5. Mai 1964 auch wieder bei der Firma Rincker in Anwesenheit einer Abordnung aus der Gemeinde, nach einem Gebet von Pfr. Günther, gegossen. Am 8. Juni 1964 fand die feierliche Einholung durch Johs. Wagner mit seinem Milchauto statt. Der Einbau im Turm war nicht so einfach, da es die dritte und größte Glocke war. Nach einem Umbau konnte sie aufgehängt werden. Beim Probeläuten fing der ganze Turm an zu wackeln. Jetzt mussten Holzverstrebungen eingebaut werden, bis der Turm wieder stabil war.

Im Juli 1964 feierte die Gemeinde Glockenweihe. Jetzt konnten sich die Einwohner am Glockenleuten mit drei Glocken erfreuen.

Im Winter 2012/13 wurden im Turm, im Aufgang zur Glockenstube und bei den Glocken, verschiedene Baumaßnahmen aus sicherheitstechnischer Sicht durchgeführt.

Die Glocken von Wenkbach:

 

Die Glocken in der Kirche von Wenkbach sind sehr alt, deshalb wurden sie im 2. Weltkrieg als „Kunstwert“ eingestuft und durften in der Kirche bleiben.

Die große Glocke „St. Katharina“ stammt aus dem Jahr 1465. Sie hat einen Durchmesser von 78 cm und eine Höhe von 82 cm und wiegt ca. 280 kg. Der Glockenhals ist geschmückt mit einem Schriftband.

Die Inschrift lautet: „anno dni 0000 LXV Erä est campana in honere ste katherina“.

So könnte die Übersetzung lauten: „Im Jahre des Herrn (dni=domini) 1465 ist die Glocke zur Ehrung der Heiligen Katharina“.

 

Die kleine Glocke, auch etwa aus der Zeit der großen Glocke, hat einen Durchmesser von 61 cm, eine Höhe von 67 cm und ein Gewicht von 160 kg. Die Schrift lautet: „ave marie qracie plena dominus teum benedcia tu in muheribus et bondieta“. So könnte diese Übersetzung lauten: „Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gesegnet unter den Frauen“.

Im Zweiten Weltkrieg mussten 1940 alle Bronzeglocken in den Kirchen der Reichsstelle für Metalle gemeldet werden. Der damalige Pfarrgehilfe Textor beantragte für die Wenkbacher Glocken, da diese einen „kunstgeschichtlichen“ Wert besitzen, diese in der Kirche zu lassen.

Der Antrag konnte nicht verhindern, dass die große Glocke „St. Katharina“ am 03.02.1942 abgegeben werden musste. Diese Glocke wurde nach Kriegsende in einem Sammellager (Glockenfriedhof) in Hamburg gefunden. Sie kam 1947 in die Gemeinde zurück und erfreut heute noch das Dorf mit ihrem Klang.

Bei der Renovierung des Kirchturms 2016/17 mussten die Glockenstühle neu angepasst werden, der elektrische Antrieb wurde auch überholt. Das Leuten der Glocken ist wieder gesichert.

Wenkbach 1.JPG
Wenkbach 2.JPG

Hurra sie läuten wieder!

 

Die Glocken bei der Kirchturmsanierung
Ein Bericht von Reinhard Karber

 

Nachdem die Außenarbeiten am Turm Anfang Dezember abgeschlossen werden konnten, wurde das Gerüst pünktlich zu Weihnachten abgebaut. Die Zimmerleute hatten den Sommer über unter sehr hohen Temperaturen ihre schwere Arbeit erledigt. Leider mussten die Dachdecker bei einer ungünstigen Wetterlage ihre Arbeit in luftiger Höhe vollbringen. Dennoch konnten wir bei beiden Firmen ein hervorragendes Arbeitsklima vernehmen, den vom Turm war täglich Musik und Gesang zu hören, egal ob es Hitze, Regen oder Frost gab. Ein besonderes Lied vergesse ich nicht, das bei Nieselregen erklang:

Es ist kalt und es ist nass und trotzdem macht die Arbeit Spaß.

Arbeiten unter diesem Motto können nur gut werden! Davon können wir uns selbst überzeugen, denn der Turm strahlt in neuem Glanz.

Anfang April wurde der Blitzschutz weitergebaut, leider nicht fertig, denn am südlichen Ende des Kirchenschiffs gibt es einen Kaminaufbau aus Sandstein, der so beschädigt ist, dass die "Blitzschützer" keine Blitzschutzbefestigung daran anbringen konnten. Aus diesem Grunde muss dort demnächst ein Gerüst aufgebaut werden und eine Firma für Natursteinarbeiten diesen Aufsatz so befestigen, sodass der Blitzableiter befestigt werden kann.

Gleichzeitig mit den "Blitzschützern" trafen die Glockenbauer ein und die kleine Glocke wurde abgehängt und bekam neben einem neuen Klöppel auch einen neuen Motor und vor allem ein neues Joch aus Eichenholz. Durch diese Änderung erklingt das Geläut mit einem weichen und warmen Klang. Der Klöppel musste getauscht werden, da die Glocken nach dem 2. Weltkrieg in Hamburg zwar unbeschädigt wiedergefunden wurde, der Klöppel fehlte aber. Dieser wurde 1949 neu geschmiedet, war aber für die aus dem Jahr 1565 stammende Bronzeglocke zu hart. Der Innenrand der Glocke weist schon einen mehrere Millimeter starken Abtrag auf.

Auch die große Glocke bekam eine neue Steuerung, die bewirkt, dass die Glocke nicht mehr so stark schwingen muss, der Klang aber unverändert bleibt. Dadurch wurden die doch starken Schwingungskräfte deutlich reduziert.

Wir freuen uns bei dem Anblick des neu gedeckten Turms und lauschen gerne wieder dem Klang der Glocken.

Die Glocken von Wolfshausen:

 

Die drei neuen Bronzeglocken wurden in Wolfshausen zur 700-Jahrfeier am Sonntag Rogate, den 19. Mai 1974 in einem ökumenischen Gottesdienst feierlich eingeweiht.

Vorher wurden die drei Stahlglocken zusammen mit den unbrauchbar gewordenen Glockenstühlen ausgebaut. Ein neuer freistehender Glockenstuhl wurde im Turm für die neuen Glocken montiert und neue elektrische Leutemaschinen eingebaut.

Die Glocken wurden von der Glockengießerei Petit & Edelbrock in Genscher/ Westfalen gegossen und zeichnen sich durch eine ausgewogene Harmonie des Klanges aus.

Sie sind auf die Töne: g‘ - h‘‘ - d‘‘, das „Te-Deum-Motiv“ gestimmt.

​

Die Große - g‘ – Glocke hat ein Gewicht von 305 kg und trägt die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“.

Die mittlere – h‘‘ – Glocke hat ein Gewicht von 178 kg und trägt die Inschrift: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit Amen“.

Die kleine – d‘‘ – Glocke hat ein Gewicht von 129 kg und trägt die Inschrift: „O Land, Land, Land höre des Herrn Wort“.

Nach einer größeren Kirchenrenovierung vor 2015, die etliche Jahre in Anspruch nahm, wo auch die Glocken neu aufgehängt wurden, konnte am 12. Juli 2015 der Einweihungsgottesdienst gefeiert werden.

WH_Glocke_1_groß.jpg
WH Glocke 2.jpg
WH Glocke 3.jpg
bottom of page