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Instandsetzung des Kirchturms in Wenkbach

 

Ein Bericht von Reinhard Karber aus dem Jahre 2016

 

 

Nach einer mehr als 10-jährigen Wartezeit ist es in diesem Jahr soweit, dass unser Kirchturm in Wenkbach instand gesetzt wird.

Der alte, aus Sandstein gemauerte Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert ist im unteren Bereich romanisch, das später aufgesetzte obere Geschoss ist gotisch.

Dieser obere Bereich, die Turmhaube, wurde durch Tieffliegerbeschuss im 2. Weltkrieg stark beschädigt. Die Reparatur der Schieferbedeckung wurde zwar in 1948 durchgeführt, aber der Zahn der Zeit hat viele Schieferschindeln beschädigt und durch eindringendes Wasser sind heute viele Balken nicht mehr tragfähig. Die große Glocke aus dem Jahr 1465 mit einem Gewicht von 280 kg und die kleine Glocke etwa aus gleicher Zeit, mit einem Gewicht von 160 kg erzeugen große Schwingungen und bedürfen eines gesunden Balkenwerks.

Die vorgesehene Instandsetzung hat einen kalkulierten Kostenrahmen von 393 000 €.

Geplant ist die Bearbeitung der Holzkonstruktionen (Schwellen, Sparren, Pfosten, Deckenbalken, Unterzüge, Innentreppen Streben etc.) sowie die Erneuerung des Schieferdaches mit der Verbesserung der Blitzschutzanlage.

 

Die Arbeiten sollen in der zweiten Maihälfte beginnen und voraussichtlich 5 Monate dauern. In dieser Instandsetzungszeit müssen unsere Glocken leider schweigen, der Zugang zum Kirchenschiff bleibt erhalten, auch kann der Gottesdienst wie gewohnt stattfinden.



Teil 2
Es war allerhöchste Zeit mit der Instandsetzung zu beginnen, denn die Stabilität der Turmhaube hatte mit den Jahren stark gelitten. Die Schwingungen der Glocken konnte der Turm mit seinen beschädigten Balken nicht mehr aufnehmen.

Nach dem nun mit vielen Schwierigkeiten das Gerüst vom Prüfstatiker abgenommen und damit die Baugenehmigung erteilt wurde, konnte es am 27. Juni 2016, losgehen.

Der so eingerüstete Turm mit seiner Staubschutznetzhülle sieht von der Ferne sehr mächtig und imposant aus, aber ohne diese Gerüsthülle und mit funktionsfähigen Glocken gefiele mir der Turm dennoch besser.

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Mit Spannung verfolgten wir das erste Öffnen der unteren Turmverschalung und sahen unsere Vermutung bestätigt, dass die innere und äußere Schwelle total marode war und sie ringsherum ausgetauscht werden musste. Auch die Zapfen und Balken der darauf verbundenen senkrechten Balken waren ebenfalls dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen.

An einigen Balken war äußerlich keine Beschädigung zu erkennen, aber durch die Arbeit der Zimmerleute, die die Balken zur Hälfte aufsägen mussten, um die neuen Balkenteile einzupassen (Überplatten), wurde an mehreren Balken der sogenannte Eichenporling (Hausporling oder Weißfäule), ein Pilz, der nur im feuchten Holz sein Unwesen treibt, aber nur das innere der Balken befällt, entdeckt und hatte zur Folge, dass noch mehrere Balken und Balkenteile ausgetauscht werden mussten.

Diese filigrane Arbeit der Zimmerleute, die Balken zu zimmern und in die Turmbalken einzufädeln, ist eine zeitaufwendige und sehr schwere Arbeit. Denn das verwendete Holz sind alte, abgelagerte Eichenbalken mit einem sehr hohen Eigengewicht.

Wenn die äußere Balkenlage stabil ist, wird die Dachdeckerfirma die Bretter der Turmhaube anbringen und mit einer Folie überziehen. Früher wurde dafür Dachpappe verwendet, aber die hat, wie wir leidvoll erfahren mussten, nicht die benötigte Haltbarkeit. Der Turm wird dann mit Hunsrückschiefer eingedeckt.

Im Inneren des Turms werden parallel weitere Arbeiten der Balkenertüchtigung und des Zugangs zur Glockenstube vorgenommen. Die Blitzschutzarbeiten wurden auch schon begonnen und werden nach der Fertigstellung der Dachhaut weitergeführt.

Das Kreuz mit der Sonne soll auch wieder unseren Turm schmücken und wird z. Z. von einer Schlosserfirma saniert.

Die Glockenstühle müssen dann noch angepasst werden und der elektrische Antrieb der Glocken wird ebenfalls überholt.

Die vielen anfallenden Koordinationsarbeiten zwischen und mit den einzelnen Firmen und Statiker werden von unserem Planer Walter Dörr auf hervorragende Weise gelöst und wir möchten ihm auf diesem Weg schon jetzt unser Dank aussprechen.


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Teil 3

 

Warum steht ein Gerüst am Kirchenschiff in Wenkbach?


Das fragten viele im Sommer dieses Jahres, die glaubten die Sanierung des Turms wäre beendet. Im Zuge der Sanierung des Kirchturms konnten wir vom Gerüst aus den Schornsteinaufsatz am südlichen Kirchenschiff von der Nordseite anschauen und dort entdeckten wir einen Riss im oberen Kreuzstein. Eine Firma, die mit Natursteinen arbeitete, wollte nur mit einem Gerüst diesen Stein reparieren. Der Schreck war groß, als das Gerüst stand und wir den Schornsteinaufsatz aus der Nähe in Augenschein nehmen konnten. Die Sandsteinbasis und die vier Säulen waren so marode, dass sie den etwa 2 Meter hohen und eine Tonne schweren Aufsatz nicht länger tragen konnten. Der anfängliche kleine Riss im obersten Kreuzstein weitete sich zu einer großen Sanierung aus. Mit einem 60 Tonnen Autokran wurde Stein für Stein sehr vorsichtig abgetragen und auf die Erde gebracht. Der Schornstein wurde mit einer Platte verschlossen und der Blitzableiter angebracht. Bei einer Besprechung mit der Landeskirche und dem Landesamt für Denkmalpflege wurde die weitere Vorgehensweise besprochen. Beide möchten, wenn möglich, dass der Originalzustand wieder hergestellt wird. Dazu wird von unserem Planer z.Z. die Endabrechnung der Turmsanierung ermittelt und wenn noch Finanzmittel frei sind sollen, werden die Kostenvoranschläge für die Gesamtsanierung eingeholt. Reicht das Geld dafür nicht aus, muss eine erneute Abstimmung mit den Landesämtern erfolgen, ob auch eine kleinere Lösung möglich ist. Das Ende dieser Sanierung wird sich sicherlich bis in den Sommer des nächsten Jahres hinziehen.

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